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Ansingen gegen Extremismus
17.11.2001 / LOKALAUSGABE / HAMBORN MEIDERICH WALSUM
Ansingen gegen Extremismus
Duisburger Stattchor trat in Wehofens Alter Schmiede auf
Jahrelang schon sehe eine Schweigende Mehrheit den ständig stärker werdenden Rechtsextremismus. Diese Schweigende Mehrheit wach zu rütteln, zu aktivieren, hat sich der Duisburger Stattchor zur Aufgabe gemacht. Mit seinem Konzert setzte der Chor zusammen mit anderen Künstlerinnen und Künstlern in der Wehofener Alten Schmiede ein lautstarkes Zeichen für Menschlichkeit. Etwas Besonderes war das, denn hier hatten sich professionelle und semiprofessionelle Künstler zusammengetan, die sich mehr und mehr und immer akzentuierter für die Verständigung zwischen Menschen, für Menschlichkeit und gegen rechtsradikale Gewalt einsetzen. Qualitativ hervorragend, griffen sie zu Komponisten und Schriftstellern, die aus eigener Erfahrung in ihren Werken Stellung zu Verfolgung, Unterdrückung, Missachtung genommen haben. Die bittere Notwendigkeit Widerstand gegen rechtsradikale Gewalt zu artikulieren und Solidarität zu üben, sei heute stärker gegeben denn je. Gerade auch die Ereignisse der letzten Monate zeigten, dass Schweigen unzeitgemäß ist, das Miteinander ist längst nicht selbstverständlich. Dezidiert wies darauf auch das Programmheft des Stattchores hin, der sich seit 14 Jahren zur Aufgabe gemacht hat, mit Musik aktuelle Geschehnisse zu kommentieren.
Das Wehofener Konzert gab Einblicke in die Bandbreite künstlerischer Arbeiten von Menschen, die sich nicht mehr nur auf einige wenige Nischen beschränken. Von Theodorakis Nordhausen-Kantate für Sprecher, Chor und kleines Orchester über den Hip-Hop der Hamborner Mädchengruppe Mabilda, Jazzimprovisationen mit David Zapolski am Klavier, politischen Chansons von George Brassens mit Rainer Wedrich bis hin zur Musikrevue des Schwulenchores Vielhomonie Rhein-Ruhr war nahezu alles ausgeschöpft, was dieser Sektor zu bieten hat. Zusammen mit den Darbietungen eigener Werke der türkisch-deutschen Literaturgruppe Fakir Baykurt zum Thema Ich will ein gemeinsames, friedliches Leben war das eine runde Sache. Die Künstler suchten das Gespräch, den Dialog speziell auch zum Gedenken an die Reichspogromnacht.
Renate Scheler